Dem isländischen Innenminister, Ogmundur Jonasson, scheint es ernst zu sein. Der hochrangige Politiker hat der Pornografie im Internet den Kampf angesagt. Sein erklärtes Ziel: Der Inselstaat im hohen Norden soll mit technischen Mitteln den Zugriff auf Porno-Webseiten blockieren. Bevor es so weit kommt, müssen allerdings die Gesetze angepasst werden. Dies berichtete «Daily Mail» am Mittwoch.

In isländischen Online-Medien ist das Thema bereits Ende Januar aufgetaucht. Laut einem Bericht von Iceland Review wird die Machbarkeit infrage gestellt. Kritiker monieren, die Filterung aller Internet-Inhalte sei nicht möglich.

Jonasson argumentiert, dass der einfache Zugang zu Online-Pornografie schwere Schäden verursache. Zum einen werde dadurch die sexuelle Gewalt gegen Frauen erhöht. Zum andern sei mit langfristigen negativen Auswirkungen zu rechnen. Minderjährige kämen schon in jungen Jahren mit brutalen Darstellungen in Kontakt, die schlecht seien für die kindliche Entwicklung.

Auch Grossbritannien wollte Porno-Sperre

Laut «Daily Mail» wäre Island das erste westliche Land, das seinen Bürgern den direkten Zugriff auf Online-Pornos verwehrt. 2010 waren in Grossbritannien ähnliche Bestrebungen publik geworden. Die britische Regierung forderte eine Sperre für sämtliche XXX-Seiten im World Wide Web. Um Minderjährige zu schützen, sollten die Internet-Provider die Porno-Angebote standardmässig blockieren. Wer weiterhin Sexfilme und Bilder konsumieren wollte, sollte seinen Computer extra dafür freischalten lassen.

Bereits verboten

Gemäss der isländischen Gesetzgebung ist das Einführen, Veröffentlichen und Verbreiten von herkömmlicher Pornografie bereits verboten. Nach dem Willen des Innenministers sollen nun auch die problematischen Online-Angebote ins Gesetz aufgenommen werden. Es gehe ihm nicht um eine grundsätzliche Zensur, sondern um den Jugendschutz.

Wie dies technisch umgesetzt wird, ist offen. Wie in Grossbritannien dürften die Internet-Provider in die Pflicht genommen werden und sich wegen des beträchtlichen Mehraufwands wehren. Das Sperren von Internet-Adressen würde nur eine vorübergehende Lösung bringen, wenn immer neue Angebote im Netz auftauchen. «Im Moment suchen wir nach den besten technischen Wegen, um das Ziel zu erreichen», wird ein Berater Jonassons von «Daily Mail» zitiert. Da es sich um eine Gesetzesänderung handelt, ist die Zustimmung des isländischen Parlaments erforderlich. Der zeitliche Rahmen ist offen.

Wissenschaftliche Studien haben wiederholt gezeigt, dass Minderjährige schon sehr früh mit pornografischem Material in Kontakt kommen. Das Problem verschärft sich durch die Verbreitung von Smartphones, Tablets und Internet-fähigen Spielkonsolen.

Quelle: http://www.20min.ch/digital/news/story/14823134